Aufgrund meines Kurses an der Uppsala Universität hatte ich die Möglichkeit, drei Wochen in eine Schwedische Schule reinzuschauen. Meine Erwartungen? Eigentlich keine. Das dachte ich jedenfalls, bis ich dann endlich im Schulzimmer stand.
Die Schule in der ich meine drei Wochen „Feldstudie“ absolvierte, war die Uppsävjaskolan, welche 10km von meiner Wohnung entfernt war. Viel zu weit weg wie ich finde. Obwohl ich sagen muss, dass ich dafür fast jeden Morgen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang beschenkt wurde!
„Uppsävjaskolan stimuliert die Neugier und den Wunsch eines jeden Schülers zu lernen. Alle Schüler sollen Erfolg haben!“
Uppsävjaskolan
Dies ist eines der Ziele, welches sich die Schule für sich gesetzt hat. In den drei Wochen meiner Feldstudie hatte ich einen Eindruck davon bekommen, wie sie dieses Ziel erreichen. Natürlich habe ich die Dinge mit meinen Erfahrungen aus meinen Praktika in der Schweiz verglichen. Als ich über Neugier und den Wunsch zu lernen nachdachte, dachte ich, dass die Lehrer auf eine schülerzentrierte Weise mit viel Beteiligung arbeiten würden. Anstelle eines Monologs des Lehrers diskutieren die Schüler beispielsweise miteinander, arbeiten in Gruppen und der Lehrer ist ein Coach im Klassenzimmer. In diesem Bericht möchte ich dich auf eine kleine Reise durch die Schule und meinen Erfahrungen mitnehmen.

External Informations:
Where: Uppsävjaskolan
What: Primary school
How much: 300 – 350 students | ca. 35 employees
Who: Social middle to upper class
With whom: Supervisor: Handicraft teacher
How: Observation of classroom | helping out
Meine Erfahrungen und Beobachtungen
Ich hatte die Möglichkeit in viele verschieden Fächer uns Stufen hineinzuschauen. Die meiste Zeit verbrachte ich wohl im Textilen Werken. Dies, da meine Praktikumslehrerin Fachlehrerin im Textil war.
Aus den Erfahrungen meiner eigenen Praxislektionen im textilen Gestalten, war mir bewusst, dass dieses Fach gut vorbereitet werden muss, da man mit viel Materialien arbeitet und die SuS viel Hilfe brauchen. Aus diesem Grund war ich begeistert von dem Unterricht, welche ich in Schweden antraf. Die Lehrerin war super vorbereitet, erklärt anhand von Beispielen, braucht Videos zum Erklären, gestaltet die Arbeitsaufträge motivierend und hat das Material vor der Lektion bereitgelegt. Besonders ins Auge gestochen ist mir die „Hjälplista“. Dies ist eine Liste, in der sich die SuS eintragen können, wenn sie Hilfe brauchen. Die Lehrperson kann dann nur die Liste durchgehen und den SuS der Reihe nach helfen. Ausserdem hat die Lehrerin für alle Aufträge bereits ein Erklärvideo, welches auf YouTube angeschaut werden kann, sowie ein Dossier mit detaillierten Arbeitsschritten. Die SuS können sich so selbst helfen, falls die Lehrperson im Moment jemand anderem Hilft.
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Verscheidene Fächer
Weitere Fächer, welche ich besuchen konnte waren Englisch, SO (dies ist das NMG in der Schweiz und beinhaltet die Fächer Geschichte, Geografie, Religion und Politik), Mathematik in verschiedenen Klassenstufen, Schwedisch, Technisches Werken, Kunst, Sport und Musik. Über alle Fächer sind mir verschiedene Sachen aufgefallen.
Ruhige Lektionen: Dies war wohl das auffallendste an dieser Schule. Denn egal in welcher Klassenstufe. Die Lernenden waren sehr ruhig. Die Lehrperson hat die Möglichkeit vorne zu Sprechen, ohne dass Schüler oder Schülerinnen sie unterbrechen. Mussten die Lernenden im Heft arbeiten, so wurde das gemacht. Die SuS scheinen sehr interessiert am Unterricht. Eine Erklärung, warum dies so ist, könnte die soziale Schicht sein, aus welcher die SuS stammen. Da die Nachbarschaft grösstenteils zur sozialen mittel und Oberschicht gehören, ist ihnen Bewusst, dass Wissen Macht bedeutet und aus diesem Grund ist ihnen die Bildung der Kinder wichtig.
Jeden Morgen bevor die erste Lektion gestartet wird, wird mit den SuS den Tagesablauf durchgegangen. Durch Bild und Schrift wird dieser zudem visualisiert. Ausserdem werden Bewertungskriterien für eine Prüfung mit den Lernenden besprochen, was zu einer Lernzieloffenheit führt. Die Kinder haben bei Rahmenbedingungen viel Mitspracherecht. Zum Beispiel können sie mitbestimmen, wann die nächste Prüfung sein soll. Auch haben sie die Möglichkeit die Art der Prüfung zu beeinflussen. So können einige die Prüfung schriftlich machen, während andere sie mündlich durchführen.
Unterrichtsgestaltung: Leider konnte man selten einen Unterrichtsaufbau nach dem Artikulationsschema nach Meyer beobachten. So fehlten oft ein tieferen Sinn hinter dem Einstieg, der Erarbeitung und der Ergebnissicherung in der Unterrichtsgestaltung. Der Unterricht wurde meist mit einem Monolog seitens der Lehrperson begonnen, anschliessend arbeiteten die SuS an ihren Dossiers oder Arbeitsheften. Leider wurde gab es wenige bis keine Differenzierung innerhalb der der Aufgaben. Auch die Methoden waren weitgehend die selben. Der Unterricht wir gewöhnlich im Plenum geführt. Teilweise wurden Videos verwendet oder Informationen wurden an die Tafel geschrieben. Die Klassenzimmer wirkten an und für sich eher leer und es gab wenig Anschauungsmaterial wie zum Beispiel Landkarten, Kalender etc. Die Lektionen wirken mehr Lehrperson als Schülerzentriert.
Besonders beeindruckt hat mich die Beziehung zwischen den Lehrpersonen und den Lernenden. Die Kinder sprechen die Lehrpersonen mit ihrem Vornamen an. Dies gibt eine persönlichere Beziehung. Ausserdem ist es sehr inspirieren, wie die Schule mit Konflikten umgeht. Stört ein Kind während der Arbeit im Plenum, wird es so gut wie möglich ignoriert und erst anschiessend, während der Einzelarbeiten persönlich angesprochen. Als ich nachfragte, wieso die Kinder nicht gleich zurechtgewiesen werden, erklärte mir eine Lehrperson, dass sich das Kind vor der ganzen Klasse blossgestellt werden könne oder es zusätzlich anspornt zu stören, da es Aufmerksamkeit bekommt. Bei der anschliessenden 1:1 Besprechung der Problems, wird das Kind, welches gestört hat nicht als Fehler angesehen, sondern als jemanden der Hilfe braucht.
Es gab zwei Dinge, welche sehr banal sind, mich jedoch sehr erstaunten. Dies ist zum einen die Klassengrösse. Die Schule hatte enorm viele Lernende in einer Klasse. Bis zu 31 Kinder wurden in einem Schulzimmer unterrichtet. Erstaunt hat mich unter anderem auch der Stundenplan. Während in der Schweiz alle Lektionen 45 Minuten dauern, variieren die Zeiten der Lektionen in Schweden. Jeden Tag beginnen die Lektionen zu einer andern Zeit. Eine Lektion kann bis zu 80 Minuten dauern.
Meine Meinung zum Schluss
Auch wenn der Unterricht oft sehr lehrerzentriert ist, scheint es der Schule zu gelingen, die Neugier und den Wunsch zu lernen an die meisten Schüler weiterzugeben.
Die drei Wochen waren eine interessante Erfahrung, und ich hatte die Gelegenheit, viel darüber zu lernen, wie ich als zukünftiger Lehrer sein möchte – oder auch nicht.
