Mit Interrail durch Schottland

Aufgrund des Studiums musste ich zwei Wochen in einem englischsprachigen Land verbringen. Sie nennen es „Kulturaufenthalt“. Um diese beiden Wochen sinnvoll zu nutzen, kaufte ich mir, zusammen mit einer Freundin, kurzerhand ein Interrail Ticket. Die Reise ging wieder einmal in den Norden. Diesmal nach Schottland. Wie wir unsere Reise gestalteten und welche kleinen Abenteuer wir erlebt haben, kannst du hier lesen.

Die Vorbereitungen

Um unsere Reise zu planen trafen wir uns im Voraus einige male. Um die Ideen für unsere Stopps zu sammeln, richteten wir ein gemeinsames Notion Board ein. Orte, die uns interessierten, haben wir da aufgelistet. Etwa beim dritten Treffen wurden wir konkret: Wo soll unsere Reise durchgehen? Wir schrieben alles genau auf. An welchen Tagen wir wo ankommen werden. Wir verlinkten die Hotels, in denen wir Übernachten werden und notierten wenn immer möglich die Preise. Nach einiger Diskussion hatten wir die Route beisammen. Nun galt es die letzten Vorkehrungen zu treffen: Tickets organisieren, eine Packliste erstellen und alle Utensilien in einen grossen Rucksack zu verstauen.

Unterwegs

Interrailtickets

Wir haben auf der Webseite „Interrail Eurail“ einen Fünftagespass gekauft. Das heisst Innerhalb eines Monats konnten wir an fünf Tagen Zugfahren. Zusätzlich haben wir das App herunter geladen. Dies ist sehr hilfreich, jedoch ist der Fahrplan nicht immer zuverlässig. Um auf Nummer Sicher zu gehen ist es empfehlenswert für die Reise einen Bahnschalter aufzusuchen und die genauen Zeiten nachzufragen. Ausserdem zahlt man zusätzlich zu dem Interrailpass die Sitzplatzreservationen auf diversen Strecken.

Die App ist sehr hilfreich. Um dein Ticket zu aktualisieren kannst ganz einfach die gewünschte Zugreise hinzufügen. Pass jedoch auf, dass du die Zugreise nicht an einem falschen Datum aktualisierst! Ansonsten verlierst du einen Interrail Tag, ohne dass du je in einem Zug gesessen bist!

Zugfahren in Schottland

Die „Scotrail“ ist ein kurioses Zugunternehmen. Als wir das erste Mal in einem Zugwagen platz nahmen und der Zug sich anschliessend in Bewegung setzte verstanden wir die Welt nicht mehr. Scottrail fährt ohne Lokomotive… und ohne Strom… und in einem gemütlichen Tempo, sodass eine Ankunft nach Fahrplan kaum möglich war. Die Strecke wird wohl nicht so oft befahren, sodass Zweige von Bäumen am Zuggleis an die Fenster des Zugs schlagen.

Später gewöhnten wir uns an die lauten Züge und schlossen sie sogar ein wenig ins Herz.

Unsere Stopps

Köln – Brüssel – London | Montag, 3. Oktober 2022

Eine lange Zugstrecke liegt vor uns. Von Basel nach Köln. Dort steigen wir um und kommen mit Verspätung in Brüssel an. Wir nutzten die Zeit um die berühmt-berüchtigten Belgischen Waffeln zu probieren. Anschliessend stiegen wir in den High-Speed-Zug nach London ein. Erst am Abend trafen wir in unserem kleinen Hostelzimmer in London an.

London – Glasgow – Crainlarich | Dienstag, 4. Oktober

Früh am Morgen ging es wieder raus und gleich auf den nächsten Zug nach Glasgow. Von London haben wir fast nichts gehen ausser den Weg von Bahnhof zum Hostel und wieder zurück. Unser Tagesziel war die Besichtigung von Glasgow. Natürlich regnete es als wir aus dem Bahnhof traten. Doch wir liessen uns nicht die Laune verderben. Frohen Mutes und mit Regenschutz bewaffnet begannen wir unsere städtische Entdeckungstour. Glasgow ist eine interessante und sehr freundliche Stadt! Menschen sprechen einem auf der Strasse an und im Museum durften wir die Rucksäcke lagern, um die nahestehende Kapelle ohne Gepäck besichtigen zu können.

Am Abend reisten wir mit dem Zug noch weiter bis nach Crainlarich. Ein kleines Dorf irgendwo im nirgendwo, nahe am West Highland Way. Wir übernachteten in einem grossen Zimmer in einer Jugendherberge.

Crainlarich – Tyndrum – Fort Williams | Mittwoch, 5. Oktober 2022

Heute haben wir eine Fussetappe im Sinn. Bei Dauerregen machten wir uns auf von Crainlarich nach Tyndrum. Unsere Regenjacken wurden somit bereits auf ihre Standhaftigkeit getestet. Das ungewohnte Gewicht am Rücken machte müde und die Beine wurden irgendeinmal schwer und schwerer. Trotzdem war die kurze Etappe auf dem West Highland Way sehr eindrücklich. Als wir den Bahnhof in Tyndrum erreichten, waren wir komplett von Regen und Schweiss durchnässt. Der Zug hatte einige Minuten Verspätung, so hiess es. Perfekt um sich einwenig auszuruhen und etwas zu Essen. Nach 60 Minuten Verspätung stiegen wir dann endlich mit klammen Gliedern in den Zug ein.

In dem Hotel in Fort William gönnten wir uns dann erst mal eine lange, heisse Dusche. Als Belohnung für das lange warten gingen wir auswärts Essen.

Fort William | Donnerstag, 6. Oktober 2022

Fort William ist eine kleine Outdoorstadt unter dem Ben Nevis, der höchste Berg in England. Um dem Ort gerecht zu werden machten wir eine kleine Wanderung auf den Cow Hill mit einer schöner Aussicht. An den Regen haben wir uns mittlerweile gewöhnt, obwohl er beim Lunch am stärksten wurde und somit das Brot aufweichte. Wieder durchnässt kamen wir ins Hotelzimmer zurück, was nach einer Wiederholung der langen, heissen Dusche schrie. Da es in Fort William einige Restaurants hat, beschlossen wir auch heute auswärts zu essen.

Fort William – Mallaig – Ardvasar | Freitag, 7. Oktober 2022

Von Fort William ging es über die berühmte Harry Potter Brücke nach Mallaig. Mallaig ist eine kleine Fischerstadt. Ehrlich gesagt war ich einwenig enttäuscht von dem Ort. Lediglich ein kleines Museum über die Geschichte der Eisenbahnstrecke wertete den Ort einwenig auf.

Mit der Fähre ging es schliesslich weiter auf die Isle of Skye. In Ardvasar legten wir an und nahmen Residenz in einem riesigen Hotelzimmer mit Badewanne.

Ardvasar – Broadford – Inverness | Samstag, 8. Oktober 2022

Den Morgen verbrachten wir in Ardvasar. Eigentlich wollten wir dort einen Schlossgarten besichtigen doch der Preis war uns zu hoch. Also beschlossen wir uns in einer Art Picknickraum einzuquartieren und die nächsten paar Stunden produktiv zu nutzen. Ich musste nämlich noch meine Bachelorarbeit fertig schreiben und war an den letzten Abenden fleissig gewesen, sodass es nur noch um den letzten Schliff ging. Am Nachmittag trafen wir pünktlich an der Bushaltestelle ein, um nach Broadford zu gelangen. Dort verbrachten wir den Nachmittag, bis wir uns auf den Weg machten, um die Bushaltestelle für den Citylink-Bus zu suchen. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob dort wirklich eine Bushaltestelle ist… Wieder einmal irgendwo im nirgendwo warteten wir auf den Bus, der dann auch wirklich rechtzeitig kam. Nach einer langen Busfahrt durch das bereits dunkle Schottland gelangen wir nach Inverness, wo wir in einem gemütlichen Hostel Quartier nahmen.

Inverness | Sonntag, 9. Oktober 2022

Heute war Sightseeing in Inverness angesagt. Wir entdeckten die Stadt und besuchten gefühlt jeden Outdoorladen in Inverness. Da wir aber wussten, dass uns noch eine Wanderung mit dem grossen Gepäck bevor steht, kauften wir dann doch nicht alle Läden leer. Trotzdem schlug das Ein oder Andere in auf unsere Portemonnaie…

Inverness | Montag, 10. Oktober 2022

Das Loch Ness ist grundsätzlich ein See, durch den die Anwohner aufgrund seines Bekanntheitsgrad Profit schlagen. Würde ich auch so machen… Auch wir verfielen der Touristenfalle und buchten eine Schifftour durch den Kanal und auf dem Loch Ness. Das Nessie Monster haben wir leider nicht gesehen. Jedoch konnten wir über eine Stunde der Geschichte Schottlands lauschen. Leider hatte der Erzähler einen starken Schottischen Akzent, wobei das Verstehen teilweise sehr schwierig war.

Nach der Schiffstour gab es natürlich keinen direkten Busanschluss (der fährt auch nur zwei mal am Tag…) und so wanderten wir dem Kanal entlang zurück in die Stadt. Am Nachmittag wollten wir das Schlachtfeld in Culloden besichtigen. Doch leider stiegen wir in den falschen Bus, sodass wir zwar in Culloden landeten, jedoch nicht bei der Touristenattraktion, sondern in dem Dorf, welches zu Fuss 30-40 Minuten vom Battlefield entfernt liegt. Der Bus zurück kam dann auch nicht mehr… Beziehungsweise warteten wir über eine Stunde, bis wir wieder auf einem Bus nach Inverness sassen. Die Laune war am Boden und wir verbrachten den Abend in unserem Hostelzimmer.

Inverness – Kinguisse | Dienstag, 11. Oktober 2022

Wir starteten einen zweiten Versuch für das Culloden Battlefield und bereuten es nicht. Das Museum zu dem Krieg sowie die Geschichte dahinter wird sehr anschaulich beschrieben. Ausserdem gab es eine Führung über das ehemalige Schlachtfeld. Die tragische Schlacht wurde sehr eindrücklich erzählt, sodass man beinahe das Gefühl hatte mitten drin zu stehen.

Nach dem Besuch im Museum nahmen wir wieder einmal dem Zug nach Kinguisse. Dort erwartete uns ein Hostel ohne Personal. Anhand eines zugeschickten Codes konnten wir die Schlüsselbox öffnen und unser Zimmer beziehen. Es war ein komisches Gefühl, da wir bis zu diesem Zeitpunkt weit und breit keine Menschen angetroffen haben. An diesem Abend gingen wir auswärts essen. Als wir wieder im Hostel ankamen, hat sich dieses gefüllt und wir fühlten uns nicht mehr so einsam. Den Abend liessen wir mit einem Film ausklingen und krochen anschliessend in unsere Betten.

Kinguisse – Newtonmore – Edinburgh | Mittwoch, 12. Oktober

Heute steht die zweite Wanderung an. Diesmal auf dem East Highland Way. Ehrlich gesagt: Viel schöner als der Abschnitt auf dem West Highland Way. Aber vielleicht hat das auch ein kleines bisschen mit dem Wetter zu tun, welches es heute eindeutig besser mit uns meint. Zu Fuss wanderten wir von Kinguisse nach Newtonmore und von da mit dem Zug nach Edinburgh. Auch hier galt wieder: Self-Checkin. Aber das waren wir uns nun gewohnt 😉

Edinburgh | Donnerstag, 13. Oktober

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: In Edinburgh würde ich mich verlieben. Besonders die alten Gebäude die überall zu finden waren taten es mir an. Egal wie weit man in der Stadt umher geht. Man hat ständig das Gefühl, noch immer in der Altstadt zu sein. Ausserdem musste man nicht weit gehen und man wird von grünen Hügel empfangen. Zwei dieser Hügel erklommen wir an diesem Tag. Der Arthur Seat und den Calton Hill. Beide mit einer wunderschönen Aussicht. Den Nachmittag verbrachten wir mit Sightseeing, Shopping und Planieren in der Altstadt.

Edinburgh | Freitag, 14. Oktober

Der Tag war ganz dem Edinburgh Castel gewidmet. Zu beginn schwankten wir noch, ob wir das viele Geld nur für ein Schloss zu besichtigen wirklich zahlen wollen oder nicht. Doch es hat sich gelohnt. Es gab kaum einen Raum in dem Schloss, welchen wir nicht gesehen haben und natürlich besuchten wir fast alle Museen, welche in dem Castel integriert waren. Irgendeinmal wurden unsere Füsse schwer und wir verabschiedeten uns von dem Schloss. Auf dem Weg zum Hostel kauften wir noch Zwischenverpflegung für den kommenden Tag.

Edinburgh – London – Paris – Stassbourg – Basel – nach Hause | Samstag, 15. Oktober

Heute hiess es Zugfahren. Vom Morgen früh bis spät in die Nacht verbrachten wir die Zeit mit herumsitzen, Hörspiel hören und lesen. Natürlich hatten wir auch viel Zeit über unsere Reise nachzudenken und die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen. Müde aber glücklich kamen wir wieder in der Schweiz an und gönnten uns den wohlverdienten Schlaf.

Unsere Reise durch Schottland:

Ein Kommentar bei „Mit Interrail durch Schottland“

  1. Hi Pippa,

    vielen Dank für den schönen Reisebericht! 🙂 Bin bei der Google-Recherche nach Eisenbahnrouten in Schottland drauf gestoßen. Den Wanderabschnitt „Kinguisse – Newtonmore“ hatte ich noch nicht auf dem Schirm und werde ich mir mal genauer anschauen.

    Viele Grüße
    Dennis

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